Die Ursprünge der PRP Plasmolifting-Methode
Das Interesse an der Behandlung mit Blut und seinen Bestandteilen besteht seit Menschengedenken. Dem Blut wurden Zauberkräfte zugeschrieben, es galt als Elixier der Unsterblichkeit, als Gesundbrunnen und als Symbol des ewigen Lebens. Beispielsweise war der antike römische Chirurg und Philosoph Galenus davon überzeugt, dass Blut den „Spiritus Naturalis“ (Lebensgeist) in sich trägt, der beim Atmen aus der Luft in den menschlichen Körper gelangt. Und der flämische Alchemist Van Helmont argumentierte, dass Blut eine Substanz ist, die aus dem Staub des Makrokosmos, der die Quintessenz von allem Seienden ist, und folglich alles Seiende in sich beinhaltet. In diesem Buch werden wir uns jedoch nicht auf Mythologie, mystische Konzepte, Rituale und Volksglauben scharf fokussieren, sondern unsere Aufmerksamkeit auf spätere von maßgebenden Quellen bestätigte Tatsachen richten, die uns ermöglichen, ein zuverlässiges historisches Bild der Entwicklung der Autohämotherapie zu erstellen. Die Autohämotherapie können wir zu Recht als Vorläufer und Prototyp der Therapie mit autologem Plasma bezeichnen.
Seit wann kommt Blut zur Anwendung für Heilzwecke? Die Antwort auf diese Frage kennt wahrscheinlich niemand. Soweit bekannt ist, praktizierten bereits die Inka erfolgreich Bluttransfusionen von Mensch zu Mensch. In einigen Quellen wird behauptet, dass Blut als Behandlungsmittel zum ersten Mal im Jahr 47 n. Chr. eingesetzt wurde. Andere Autoren weisen jedoch darauf hin, dass bereits Hippokrates ein Befürworter dieser Methode war, der nicht nur die Behandlungen des Aderlasses oder der Venae sectio durchführte und beschrieb, sondern auch die Wirksamkeit des Einsatzes von Blut zur Behandlung von Hautgeschwüren erkannte.
Es ist zuverlässig bekannt, dass in Europa ein weit verbreitetes Interesse am Bluttransfusionsverfahren erst entstand, nachdem der englische Physiologe William Harvey 1628 „Exercitatio anatomica de motu cordis et sanguinis in animalibus“ (Eine anatomische Untersuchung über die Bewegung von Herz und Blut bei Tieren) veröffentlicht hatte. In diesem Werk formulierte er zum ersten Mal seine Theorie zur Blutbewegung und lieferte dafür auch experimentelle Beweise. Im selben Jahr führte der italienische Arzt Giovanni Colle, inspiriert vom Harveys Werk, die erste Bluttransfusion bei Tieren durch. Und im Jahr 1667 unternahm Jean-Baptiste Denis, der Leibarzt von König Ludwig XIV., mehrere Versuche, Blut von Lämmern zu Menschen zu übertragen. Ein Patient starb und Denis wurde zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Dieser Fall des Patiententodes, der durch die Unverträglichkeit des Blutes von Tier und Mensch verursacht worden war, war bei weitem nicht der einzige, und das Verfahren wurde letzten Endes verboten – zunächst in Frankreich, dann in England und Italien. Erst 1796 lebte das Interesse daran wieder auf, nicht zuletzt dank Erasmus Darwin, dem Großvater von Charles Darwin, der auf die Wirksamkeit der Bluttransfusion als Mittel zur Behandlung einer Reihe von Erkrankungen unentwegt beharrte. Zudem fehlten den Ärzten weiterhin Methoden zur Bekämpfung von Blutungen und akuter Anämie. Im Jahr 1819 führte der Londoner Geburtshelfer James Blundell, überzeugt von der Unverträglichkeit des Blutes von Vertretern verschiedener biologischer Spezies, erfolgreich die erste Bluttransfusion von Mensch zu Mensch durch. Entgegen den Erwartungen machte allerdings der Ersatz von Tierblut durch menschliches Blut das Verfahren nicht sicherer. Der Anteil letaler Ausgänge bei den Transfusionen blieb weiterhin alarmierend hoch, weshalb vorgeschlagen wurde, das Blut durch isotonische Natriumchloridlösung zu ersetzen. Bei der Verabreichung dieser Lösung wurden keine Nebenwirkungen beobachtet und es kam nicht zu einer Gerinnung. Trotz der scheinbar gefundenen Lösung blieb dennoch das Interesse am therapeutischen Potenzial von Blut bestehen und die Forschungsarbeiten wurden weitergeführt.
Die Antwort auf die Frage der Unvorhersehbarkeit der Ergebnisse einer Bluttransfusion erhielt man erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als der Wiener Bakteriologe Karl Landsteiner und später seine Kollegen Adriano Sturli und Alfred von Decastello die Blutgruppen entdeckten. Diese Entdeckung stellte klar, warum nicht alle Transfusionen für die Patienten günstig geendet hatten, und revolutionierte die Entwicklung der Chirurgie - denn nun wurden chirurgische Eingriffe möglich, deren Durchführung zuvor immer mit dem höchsten Risiko der massiven und zum Tod führenden Blutungen verbunden war.
Heutzutage ist es schwer zu sagen, ob diese Entdeckung eines der Stimuli war, der die forschenden Ärzte auf den Gedanken gebracht hat, dass das wirksamste und sicherste Heilmittel für den Patienten sein eigenes Blut sein könnte. Es ist jedoch bekannt, dass bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der deutsche Chirurg Max Schede eine Methode zur Behandlung von Knochennekrosen mit autologem Blut, die sogenannte Hämoplombe, vorschlug. Anderen Quellen zufolge begann die Geschichte des Verfahrens, das derzeit die Bezeichnung PRP Plasmolifting trägt, im Jahr 1898, als die amerikanischen Ärzte K. Elfström und A. Grafström das Eigenblut von Patienten als Mittel zur Bekämpfung der kruppösen Pneumonie verwendeten.
Im Rahmen eines kleinen Exkurses ist hier anzumerken, dass der Ursprung der „modernen PRP Plasmolifting“ eine ziemlich verworrene Geschichte ist, da solcher Begriff wie PRP Plasmolifting Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts noch nicht existierte. Er tauchte später auf und bis zu diesem Zeitabschnitt wurden alle Versuche, nicht nur autologes Blut, sondern auch andere biologische Flüssigkeiten in den Körper des Patienten zu injizieren, als Serumtherapie (Serotherapie) oder Autoserotherapie bezeichnet. In jenem Zeitraum waren zwei grundlegende Therapiearten bekannt, bei denen der vermutete Erreger aus dem Körper entfernt und wieder in das Gewebe eingeführt wurde: Autoserotherapie und autogene Vaccine. Sie wurden in den damaligen Veröffentlichungen wiederholt als wirksame Methoden zur Behandlung einer Reihe verbreiteter pathologischer Erkrankungen beschrieben.
Die Tradition der Serumtherapie entstand nach der Veröffentlichung der Forschungsarbeiten von Kitasato Shibasaburo und Emil von Behring in den 1890er Jahren; sie erfreute sich eines großen Erfolges, dennoch glaubten einige Autoren, dass es auf den Prinzipien derselben autogenen Vaccine-Therapie beruhte. Worin bestand die herkömmliche Serotherapie von Kitazato und von Behring? Dem Patienten wurde intravenös antikörperhaltiges Serum injiziert, wodurch ihm vermutlich eine passive Immunität verliehen wurde. Dies ähnelte zum Teil der PRP Plasmolifting-Therapie, die in einer einfachen wiederholten Injektion des Patienteneigenblutes, normalerweise intramuskulär oder subkutan, bestand. Die Beliebtheit der wiederholten Injektion von autogenem Blutserum nahm nach der Veröffentlichung der Forschungsarbeiten von B. Spiethoff im Jahr 1913 deutlich zu.
Einer der Unterschiede zwischen der Serotherapie und PRP Plasmolifting bestand darin, dass die Serotherapie sowohl eine extravaskuläre, also intramuskuläre oder subkutane, als auch eine intravenöse Verabreichung von Serum implizierte; Die PRP Plasmolifting-Therapie wurde ursprünglich und allgemein als Methode der extravaskulären Blutverabreichung klassifiziert.
Wie unterschied sich die autogene Vaccine-Therapie von der autogenen Serotherapie? Die autogene Vaccine-Therapie lehnte sich an die Entdeckung von Louis Pasteur an, der feststellte, dass Tiere, denen attenuierte Mikroorganismen injiziert wurden, in der Folge eine Immunität gegen ihre virulenten Stämme entwickelten, sowie auf den Erfahrungen von Almroth Wright, der diese Entdeckung anschließend für die Entwicklung eines autogenen Anti-Typhus-Impfstoffs nutzbar machte. Wie S. Hale Shakman in seinem Buch anführt, „ermöglichen autogene Vaccinen im Vergleich zur PRP Plasmolifting eine bessere Dosierungskontrolle; Die Entwicklung einer Vaccine ist jedoch viel zeitaufwändiger und kostspieliger und birgt das Risiko, dass pathogene Organismen ungewollt ausgeschlossen oder verändert werden. Die PRP Plasmolifting-Therapie sorgt in jedem Fall dafür, dass dieser Mikroorganismus in das Gewebe gelangt, sofern er im Blut vorhanden ist.“ Wright stand der Autoserotherapie skeptisch gegenüber und argumentierte, dass sich ihr Wirkungsmechanismus praktisch nicht vom Wirkungsmechanismus eines bakteriellen Impfstoffs unterscheide, und betrachtete autologes Serum lediglich als einen leicht modifizierten Impfstoff. Shakman weist außerdem darauf hin, dass man auch ohne das Zitieren von Wright und den Verweis auf ihn schlussfolgern kann, dass die PRP Plasmolifting-Therapie unverkennbar nicht als „passive Immunisierung“ eingeordnet werden kann, da das Blut vom Patienten selbst und nicht von einem immunisierten Spender gewonnen wird. Andererseits können die Versuchsergebnisse von Edward Rosenow und das Datenmaterial aus seinen bakteriologischen Studien als umfassender Beweis dafür angesehen werden, dass die Wirkung der PRP Plasmolifting-Therapie zumindest teilweise durch die Anwesenheit eines Antigens im Blut erklärt werden kann, d. h. die PRP Plasmolifting-Therapie kann als therapeutischer Impfstoff wirken. Es wird davon ausgegangen, dass die Autoserotherapie, Autopyotherapie usw. (also Wiederinjektion von autogenem Serum, Eiter etc.) nach dem gleichen Prinzip wirken.